In der Acrylmalerei Maximilian Ostermanns gehen akribischer Detailreichtum und Reduktion eine schlüssige Verbindung ein. Die Malweise scheint fast ein wenig aus der Zeit gefallen - mit ruhiger, langsamer Hand gemalt, werden scheinbar reale Landschaften vorgestellt. Erst auf den zweiten Blick und ein ganz klein wenig irritiert offenbart sich dem Betrachter die Vorgehensweise des Künstlers: Landschaftseindrücke werden im Atelier zu sorgfältigen "Momentaufnahmen" komponiert. Fast altmeisterlich in mehreren dünnen Schichten sorgfältig aufgetragen, wird die Farbe dennoch nicht in den Dienst eines vordergründigen Realismus gestellt. Man weiß zunächst nicht, wie man die Frage nach dem Stil dieser Malerei beantworten soll. Auffallend ist das Vorherrschen verschleierter Blau- und Grautöne, sowie eine Vorliebe für bestimmte Perspektiven: Häufig blickt man durch hohes Gras, das fast ein wenig monumental in den Vordergrund rückt, in eine im Dunst verschwindende Ferne. Die Gräser, immer wieder anderen Charakters, können sogar wie blutrote Nadeln hart in eine stahlblaue Uferlandschaft gesetzt sein. Es sind Flussansichten, Hänge, Felder und Berge zu sehen, aber schnell wird klar: Hier sucht jemand nicht das Spektakuläre in der Natur, sondern geht subtiler zu Werk.
Sind es wirklich "Momentaufnahmen"? Wie zarte Blautöne in dominierendes Gelb eines späten Wintertags eingehen, wie Böschungen, Baumkronen oder ein Rapsfeld in gleichförmigen Deiailstrukturen einer übergeordneten Kontur folgen - wie Landschaft in Stimmung aufgeht, das scheint fast zu symbolistisch um wahr zu sein. Und doch bilden wie beiläufig gewählte Ausschnitte und kleine Zufälle, wie die im verschneiten Boden zwischen Pflanzengehölz steckenden Stöcke, oder die Vermessungsstäbe im Bild "Vermessung einer Landschaft" (sicher auch eine Anspielung auf Tätigkeit und "Vermessenheit" des Landschaftsmalers) immer wieder den Eindruck kühler Sachlichkeit. Überhaupt taucht der Mensch, wenn, dann lediglich als Spur in diesen Bildwelten auf, die es aber durchaus in sich haben können, wie der kleine Rettungsring im Bild "Wo bist du? "
Eine weitere Werkgruppe von Arbeiten besteht aus ungewöhnlichen Stillleben, die in der homogenen Art des Farbauftrags ohne jeden sichtbaren Pinselstrich und in und auf wenige prägnante Details reduzierten, scharf konturierten Formen vor planen Farbgründen an die "traumsichere Sachlichkeit" eines Konrad Klaphecks erinnern. Hier zeigt sich in anderer Weise als in den Landschaften die Verbindung aus analytischer Sachlichkeit und Stimmung, die bisweilen ins Abgründige hinein reicht.
Vielleicht ist es das Geheimnis der Wirkung dieser Malerei dezenter Widersprüche, dass sie ihr inneres Wesen nicht an ein Zuviel an schnellen Effekten verkauft.